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Der viel diskutierte Meta-Messenger Threads ist im Google Play Store aufgetaucht. US-Experten gehen davon aus, dass er schon übermorgen in den USA gelauncht wird. Threads arbeitet ähnlich wie Twitter, kann aber Instagram-Kontakte importieren. Und das könnte für den Europastart zum Problem werden.
Es gibt vermutlich keinen besseren Zeitpunkt, um Twitter anzugreifen, als jetzt. Am Wochenende limitierte der populäre Nachrichtendienst die Menge der sichtbaren Tweets für User, die nicht im kostenpflichtigen Dienst Twitter Blue angemeldet sind. Dadurch will die Musk-Company weitere Nutzer zum Bezahlen bekehren. Gleichzeitig sorgt die Restriktion laut Techcrunch dafür, dass die Anzahl der Menschen steigt, die ihren Twitter-Account löschen, während die Anmeldeserver der Twitter-Alternativen in die Knie gehen.
Die Sichtbarkeitsbeschränkung ist die aktuellste Nachricht aus dem Hause Twitter, die die Nutzer und auch die Werbungtreibenden verärgert. Exakt ein Jahr, nachdem Elon Musk sein erstes Angebot zur Twitter-Übernahme abgegeben hat, strauchelt der „Nachrichten-Vogel“. Die Reduktion der Kontrolle bei Hate Speech, die Wiederaufnahme von Donald Trump, die unterschiedlichen Varianten der kostenpflichtigen Nutzung sind nur einige Punkte in einer langen Liste von Maßnahmen, die von Techcrunch-Autorin Amanda Silberling als chaotische Patzer gebrandmarkt wurden.
Problematisch ist die Beschränkung auf 1.000 Tweets (ursprünglich sollten es nur 600 sein), vor allem auch für Social Tools und Social Listening Tools, die nur noch auf deutlich weniger Datenbestand zugreifen können sollen. Ein Tool war schon am Wochenende massiv betroffen, nämlich das Twitter-eigene Tool Tweetdeck. Man kann es als Kollateralschaden interpretieren oder als konsequente Businesspolitik: Eine neue Version von Tweetdeck steht schon in den Startlöchern, aber nur für Twitter-Blue-Kunden.
Meta Threads
Nun hat Meta die erste Produktbeschreibung für ihren eigenen Twitter-Konkurrenten mit dem Namen Threads im Google Play Store veröffentlicht. Die Screenshots zeigen einen puristischen Messenger, der so ziemlich das Gleiche kann, wie alle anderen auch. Man kann Texte, Bilder und Videos teilen, anderen Nutzern folgen oder eine eigene Gefolgschaft aufbauen. Man kann auf Nachrichten reagieren, in dem man kommentiert, mit Emojis seinen Gefühlen Ausdruck verleiht oder Nachrichten weiterleitet.
Im Google Play Store sind erste Screenshots vom neuen Meta Threads aufh´getaucht – Foto: Screenshot
Soweit, so normal. Aber Meta hat ein gewaltiges Pfund, dass es in die Waagschale wirft. Threads soll zwar komplett eigenständig sein, ist aber als Side-App zu Instagram entwickelt. Das ist auf den Screenshots im Play Store auch deutlich zu erkennen. Dort fordert die App auf, der Nutzer möge sich mit seinem Instagram-Konto anmelden (Single SignOn) und dann im nächsten Schritt gleich seine Kontakte, Follower und gefolgten Accounts importieren. Private Nutzer und Unternehmen müssen nicht mit leerem Konto anfangen, sie können ihre bestehenden Konten nutzen und somit sofort unmittelbar Traffic auf ihre News bekommen.
So spannend die Funktion ist, so problematisch könnte sie aus Datenschutzgründen werden. Zwar hat Meta wenig Mühe damit, seine Nutzungsbedingungen auf Threads auszuweiten und den bestehenden Instagram-Nutzern zuzuspielen, aber eine automatische Portierung von ganzen Follower-Listen dürfte dem Datenschutz dennoch sauer aufstoßen, solange nicht jeder einzelne Follower über diesen Schritt informiert wird. Das könnte einer der Gründe sein, warum Threads zunächst nur in den USA gestartet werden soll. Dabei hätte Threads gerade in Ländern wie Deutschland, deren Twitter-Adaptionsrate deutlich geringer ist, gute Startchancen. Laut ARD/ZDF-Onlinestudie nutzen hierzulande vier Prozent der Menschen Twitter täglich. Damit liegt Deutschlad international auf Platz 15.
Ob Threads ein Erfolg werden kann, hängt freilich auch davon ab, wie es Meta gelingt, den Dienst von anderen zu differenzieren. Der Unterschied zu Instagram liegt bei Twitter vor allem im schnellen auch nonvisuellen Gedankenaustausch und darin, dass zahlreiche Prominente Twitter nutzen, um schnell aus ihrem glamourösen Alltag zu posten.
Noch spannender ist die Abgrenzung zu Whatsapp. Eine Reihe der Twitter-Konkurrenten haben Funktionen eingeführt, die es erlauben, in geschlossenen Nutzer- oder Freundeskreisen zu agieren. Somit finden öffentliche und nichtöffentliche Gespräche in einer Plattform statt. Auf eine solche Funktion scheint Threads zu verzichten – wohl, um Whatsapp nicht zu kannibalisieren. Dabei dürfte in Menlo Park klar sein, dass zum Beispiel die enorme Dynamik die BeReal hingelegt hat, darauf basiert, dass sich die User (und ihre Eltern) einigermaßen sicher dahingehend fühlen, mit wem sie Bilder und Videos wirklich teilen.
Threads deutet immerhin eine Funktion an, die ansatzweise in eine ähnliche Richtung geht. Der Autor eines Posts kann entscheiden, wer kommentieren darf: Jedermann, nur Follower oder nur im Post getaggte Personen.
Written by: redaktion
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